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Corporate Reporting in der Krise

von Alexander Böhm – 11. Juli 2013

 

Die Glaubwürdigkeit der Investor Relations von Unternehmen hat seit Ausbruch der Finanzkrise kräftig gelitten. Das Corporate Reporting hat das Nachsehen.

Eigentlich schade, denn für die Quartals- und Geschäftsberichterstattung geht zu viel Zeit und Geld drauf, um die Reports zum minderrelevanten Dokument zu machen. Die ACCA-Studie gibt auch Aufschluss über einige Ursachen für die mangelnde Akzeptanz. 63 Prozent der Befragten beklagten eine übermäßige Komplexität bei der Aufbereitung der Finanzkennzahlen. In anderen Worten: Viele institutionelle Investoren verstehen die Finanzkommunikation der Unternehmen nicht. Und das kann kritisch sein. 62 Prozent gaben an, dass eine ungenaue Berichterstattung bereits Grund ist, ein Unternehmen schlechter zu bewerten.

Die Unübersichtlichkeit der Finanzberichterstattung ist teilweise auch den rechtlichen Vorgaben geschuldet. Gerade US-Firmen wie Harley Davidson, Dow Chemicals  oder Pfizer trennen daher ihr Reporting konsequent. Ein juristisch verbindliches „Form 10-K“  drückt in seinem nicht enden wollenden schwarzen Fließtext auf weißem Grund genau die Bedeutung aus, die ihm IR-Abteilungen beimessen. Dem gegenüber steht ein Annual Review, in dem  die genannten Unternehmen hochwertig aufbereitet genau das liefern, was Investoren offenbar fehlt: Kontext.

Hier sollten IR-Abteilungen ansetzen und Transferleistung liefern, in ihren Reports und in ihrer sonstigen Kommunikation. Zahlen bedeuten nichts, wenn sie nicht in Bezug zum Geschäft gebracht werden. Indem IR-Manager die Verbindungslinien zwischen Finanzen, Produkt, Strategie und Markt immer wieder neu ziehen, reichern sie ihre Kapitalmarkt-Story an und entwickeln sie kontinuierlich weiter – sie betreiben Storytelling. Gut erzählt, hört ihnen die Financial Community auch wieder zu.