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Krisenkommunikation: zugespitzt, beschleunigt, internationalisiert

von Oliver Chaudhuri – 05. März 2013

 

Um diese Kernfragen drehten sich die Vorträge auf der 7. Fachtagung Krisenkommunikation der depak in Berlin. Dabei kristallisierten sich bei den Referenten gemeinsame Standpunkte heraus:

1. Zunehmende Aggressivität der Medien. Der steigende Wettbewerb der klassischen Medien untereinander und die Konkurrenz zu sozialen Netzwerken, Blogs & Co. haben in den Augen vieler Unternehmenssprecher zu einer Verschärfung der Berichterstattung geführt. Beklagt wird vor allem die schwindende Bereitschaft, selbst eindeutig falsch publizierte Fakten (z. B. Umsatzzahlen, Eigentümerstruktur) nachträglich zu korrigieren. Zudem seien Journalisten weniger an inhaltlichen Statements, als vielmehr an bloßen Namen von Zitatgebern interessiert („Mein Artikel steht eh‘ schon. Damit die Story rund wird, hätte ich aber gerne noch ein Zitat von Ihnen …“).

2. Moralisierung der Märkte. Nachhaltigkeit, Corporate Responsibility, Governance, Compliance – in keinem der Vorträge fehlte mindestens einer dieser Schlüsselbegriffe. Als ein Treiber dieser Entwicklung gelten Social Media, über die Stakeholder höhere Transparenz einfordern und den Druck auf Unternehmen verschärfen. Neben der eigenen Wertschöpfungskette müssen längst auch die vor- und nachgelagerten Produktionsschritte lückenlos dokumentiert werden, um Akzeptanz und Legitimität zu erhalten. Gestiegen sei darüber hinaus der Wunsch nach „Redlichkeit“ und das „Empörungspotenzial“ („Abzocker-Banken“, der „Fall Hoeneß“ etc.).

3. Social Media gelten als Risikofaktor. Nur wenige Referenten betonten die Chancen von Social Media als Instrument der Krisenprävention und zur Früherkennung von Issues oder auch Chancenthemen. Facebook, YouTube und Twitter gelten eher als „Brandbeschleuniger“ und verschärfendes Element in krisenhaften Situationen.

Wir haben den Besuch auf der Fachtagung dazu genutzt, mit ausgewählten Referenten Video-Interviews für unsere Serie „JP│KOM Digital Flipcam-Talk“ zu führen. Viel Spaß beim Zuschauen!

 

Alexandra Bufe, Leiterin Media Relations ERGO Versicherungsgruppe AG: Wo stehen das Unternehmen und die Marke ERGO rund zwei Jahre nach dem Mediengewitter um „Vertriebssausen“, „falsche Riesterverträge“ und „in ungünstigere Tarife verschobene Kunden“? Wie hat das Unternehmen reagiert und versucht, verlorengegangenes Terrain in der Kommunikationsarena zurückzuerobern?

 

 

Prof. Dr. Marc Langendorf, Leiter Strategic Planning Corporate Communications Siemens AG: „Never miss a good crisis“ – so das Credo von Siemens-CEO Peter Löscher. Wie hat das Unternehmen die Compliance-Krise genutzt, um seine Sprach- und Handlungsfähigkeit zu verbessern? Wie nähert sich ein globales B2B-Unternehmen den neuen Öffentlichkeiten im Social Web? Und was bedeutet die „Internationalisierung von Krisen“ für Siemens?

 

 

Dr. Armin Guhl, Leiter Externe Konzernkommunikation Commerzbank AG: „Bankier, Banker, Bankster“: „Die“ Banken bleiben auch 2013 unter öffentlichem Dauerfeuer und landauf-landab beliebtes Feindbild. Kann ein Finanzinstitut durch Kommunikation überhaupt Vertrauen zurückgewinnen und sich selbst zuschreiben? Und hat ein Haus wie die Commerzbank überhaupt noch die Kraft, eigene Themen im Meinungsmarkt zu setzen?

 

 

Thomas Voigt, Direktor Wirtschaftspolitik und Kommunikation Otto GmbH & Co KG: „Aktive Risikoinventur“ – sowohl bei den Kommunikations-Issues und den Management-Prozessen. Wie organisiert die Otto Group diese schwierige Disziplin und versucht, Krisenpotenziale frühzeitig zu benennen? Welche Maßnahmen helfen bei der Risikominmierung – und welche Rolle spielen die sozialen Medien dabei?

Eine Auswahl von Instrumenten und Lösungsansätzen von JP│KOM zum proaktiven Issue Management, zur Krisenprävention und zum Reputationsschutz können Sie hier kennenlernen. Oder klicken Sie sich durch diese SlideShare-Präsentation: