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Nachgefragt: Digitale Kommunikationstrends 2014

von Oliver Chaudhuri – 26. November 2013

 

*?!KLIRR!+* Oh, verdammt! Ist mir doch glatt unsere Agentur-Glaskugel vom Schreibtisch gepurzelt … Macht nichts. Fragen wir stattdessen einfach renommierte Experten und Kommunikationsprofis, was im kommenden Jahr rund um das Thema digitale Kommunikation wichtig wird – und was sie in diesem Jahr besonders genervt hat.

Welches Tool, Buzzword bzw. welche Plattform war 2013 am meisten überschätzt und „gehyped“?

Marco Thelen (Senior Manager Digital & Marketing Accenture): Gamification! Alle fünf Jahre taucht das Thema wieder auf – und immer scheuen nahezu alle Unternehmen den echten Invest in ganzheitliche Strategien und korrespondierende Produkte/Angebote.

Matthias Schulten (Prof. für Medienkonzeption HS Furtwangen): Customer Journey Management! Die meisten Kauf- und Entscheidungsprozesse gehen mit einem geringen Involvement einher. Umfangreiche Journeys sind daher eher die Ausnahme, weshalb Customer Journey Management nur für ausgewählte Teilbereiche sinnvoll ist.

Torsten Müller (Gründer und CMO „Tame.it“): Big Data! Einerseits ist es wichtig, aus großen Datenmengen sinnvolle Analysen zu ziehen. Andererseits wird der Begriff einfach inflationär gebraucht für jedes zu groß geratene Excel-Sheet. Ich finde, dass bei digitaler Kommunikation die Mikro- nicht zu Gunsten der Makroebene vernachlässigt werden sollte. Manchmal ist es wertvoller, mit nur einem Nutzer ausführlich zu reden, als beispielsweise Daten über das Verhalten Tausender zu bekommen.

Holger Sievert (Prof. für PR und Kommunikationsmanagement MHMK Köln): Genervt hat 2013, wie viele Unternehmen in der externen Kommunikation digitale Plattformen noch immer nur als weiteren Abspielkanal ihrer ohnehin vorhandenen Inhalte verstehen. Doch einfaches „Copy & Paste“ macht aus dem Web 1.0 auch weiterhin kein Web 2.0.

Ralph Scholze (Gründer „webpixelkonsum“): Der „Abgesang auf Facebook“, weil erste Jugendliche keine Lust mehr darauf haben! Ich halte das für übertrieben. Weiterhin nervt die fehlende Verzahnung aller Social Media-Plattformen miteinander.

Was wird sich 2014 etablieren bzw. sollten Kommunikationsprofis unbedingt im Auge behalten?

Marco Thelen: Digital Analytics! Nur wenn die Presseabteilung sehr genau weiß, wen sie mit ihren Kommunikationsaktivitäten erreicht und welche konkrete Wirkung erzielt wird, können PR-Maßnahmen konsequent ausgerichtet werden. Das stiftet nachhaltigen Erfolg.

Matthias Schulten: Real Time Bidding!

Torsten Müller: Ich bin sehr gespannt, inwiefern sich ein Rückzug der Nutzer auf scheinbar privatere und exklusivere Kommunikationsplattformen wie Snapchat oder WhatsApp vollzieht. Oder ob es den etablierten Plattformen gelingt, durch intelligentere Filter und Funktionen das Nutzererlebnis weiter zu verbessern. Dass Snapchat ein 3-Milliarden-Angebot von Facebook auschlägt, spricht Bände.

Holger Sievert: Enterprise Social Networks (ESN)! 2014 wird ein Jahr der rasanten Entwicklungen im Bereich der Tools der internen Kommunikation. Erstaunlich viele Organisationen haben dieses Thema noch nicht erkannt, nur wenige gehen es konsequent an. Doch der zunehmende Wettbewerbsdruck zwingt zu recht baldigem Handeln.

Ralph Scholze: Strategisches Content Management! Die publizierte Informationsmenge ist extrem, der Kampf um Aufmerksamkeit für den eigenen Inhalt wird an Schärfe gewinnen. Zudem sollten Unternehmen genau beobachten, wie bestimmte Kreise neue, kreative Wege im Social Web etablieren – z. B. via WhatsApp oder Snapchat. Generell wird sich die Social Media-Landschaft schleichend verändern – u. a. getrieben durch die Börsengänge von Facebook und Twitter.

 

Was mich persönlich 2013 am meisten genervt hat? „Digitales Storytelling“! Wird mittlerweile für so ziemlich jedes Genre jenseits der Pressemitteilung als Gütesiegel missbraucht …

Was ich 2014 besonders im Auge behalten werde? „Digitales Storytelling“! Wer authentische Geschichten inkl. Hürden und Schwellen erzählt (statt sich ausschließlich in „Success Stories“ selbst zu feiern) und bereit ist, multimedial ein wenig zu experimentieren – der nutzt die wohl kraftvollste Kommunikationsmethode.

Nun sind wir natürlich gespannt auf Ihre Meinung!

 

Achso: Falls Sie im nächsten Meeting mit den Marketing-Kollegen besonders trendy sein möchten – hier noch ein wenig Vokabeltraining …