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Transformation braucht Orientierung

von Jörg Pfannenberg – 12. January 2017

 

Die Ansage der digitalen Transformation, dass sich Geschäftsmodelle und damit Märkte nun disruptiv – also nicht mehr kontinuierlich, sondern durch harten Bruch mit dem Bisherigen – verändern, löst bei vielen Menschen in Unternehmen Unsicherheit aus: Manager fragen sich, ob sie charismatisch genug sind, ihre Mitarbeiter für das Neue, Unbekannte zu begeistern. Mitarbeiter fühlen, dass ihre bisherigen Fähigkeiten und Erfahrungen plötzlich öffentlich entwertet werden und gehen in Verteidigungsstellung – oder setzen auf die Überlebensstrategie „Im Zweifelsfall Begeisterung heucheln“.

Die Verfechter des Disruptiv-Sprechs – immer öfter auch die CEOs deutscher Unternehmen – legen dann noch einmal sozialdarwinistisch nach, mit der Botschaft: Nur wer das aushält und die Disruption aktiv gestaltet, wird überleben. Aber sind solche Botschaften wirklich hilfreich?

Zweifellos hat sich das Veränderungstempo in der Wirtschaft in den letzten Jahren noch einmal beschleunigt, und die Agenda ist digital. Aber ist es klug, den Trägern der Veränderung – den Managern und Mitarbeitern – die Orientierungsmarken ihres Berufslebens gewaltsam wegzureißen und sie in das virtuelle Nichts hinauszutreiben?! Verhaltenspsychologen wissen: Der Mut für Veränderungen speist sich stets aus Ressourcen, die in der Vergangenheit liegen: in Wissen und in Erfahrungen.

Wenn das Veränderungstempo anzieht, besteht die Aufgabe von Führung und von Kommunikation darin, die Beteiligten in ihrer Identität zu stärken – von einer als sicher empfundenen Plattform aus brechen Menschen eher zu neuen Gefilden auf. Auf diesem Weg brauchen sie Orientierung, die ihnen die Unternehmenskommunikation vermitteln muss: Wohin geht die Reise? Welche Strategien und Programme werden implementiert? Wie sieht die Roadmap der Veränderung aus? Aber natürlich auch: Welche neuen Formen der Zusammenarbeit sind jetzt gefragt? Wie schnell und offen muss Management sein? Welche Verhaltensweisen braucht es jetzt?

Aber das bitte alles nicht im Panik-Stakkato der disruptiven Bedrohung, sondern mit ruhiger Stimme und klarer Diktion. Eine Aufgabe für Experten der Veränderungskommunikation.